Katholische Pfarrgemeinde St. Silvester Neu-Lohn - Silvesterstraße 8 - 52249 Eschweiler
Letzte Aktualisierung:
2. Oktober 2024
Taufstein
der Pfarrkirche St. Silvester Neu-Lohn / Fronhoven
Als
Jesus
getauft
wurde,
so
erzählen
uns
die
Evangelisten,
da
ging
der
Himmel
auf
und
eine
Stimme
war
zu
hören:
„Dies
ist
mein
geliebter
Sohn.”
Das
wünschen
wir
den
Menschen,
ob
Kindern
oder
Erwachsenen,
die
heute
getauft
werden,
ebenso:
Einen
offenen
Himmel,
einen
Gott der sagt: Für Dich bin ich da.
(nach J. Osterwalder)
Was
hinter
diesem
Wunsch
steht,
bringen
Art
und
Gestaltung
des
Taufsteins
in
der
Pfarrkirche
St.
Silvester
zu
Neu-Lohn/Fronhoven
auf
besondere
Weise
zum
Ausdruck.
Das
Taufbecken
selbst
stand
bereits
in
der
alten
Lohner
Pfarrkirche.
Nach
deren
Abbruch
und
der
Umsiedlung
wurde
er
zunächst
auf
dem
neuen
Lohner
Friedhof
aufgestellt.
Dort
blieb
er
über
Jahre
hinweg
-
mit
Blumen
bepflanzt
-,
bis
sich
im
Advent
1996
die
seit
langem
gehegte
Idee
verwirklichen
ließ,
ihn
in
der
neuen
Pfarrkirche
aufzustellen
und
so
seinem
ursprünglichen
Sinn
wieder
zuzuführen.
Es
ist
gut,
daß
die
Feier
der
Taufe,
die
Feier
der
Gemeinschaft
mit
Jesus
Christus
und
der
Eingliederung
in
die
Kirche,
in
St.
Silvester
so
einen
festen
und
ausdruckvollen
Ort
erhalten hat.
(Erläuterungen von Achim Mertens, Januar 1997)
Feuer, Wasser, Luft und Erde
Grundlage
für
die
Idee
zur
Gestaltung
des
Taufortes
war
der
Versuch,
die
Verbindung
zwischen
irdischem
und
himmlischem,
zwischen
menschlichem
und
göttlichem
Leben
zum
Ausdruck
zu
bringen.
Wer
getauft
wird,
ist
Kind
dieser
Erde
und
erhält
die
Zusage,
fortan
als
Kind
Gottes
leben
zu
dürfen.
Die
Gestaltung
des
Bodens
greift
zurück
auf
Anschauungen
und
Symbole,
deren
Tradition
zumindest
bis
in
die
griechische
Antike
zurückreicht
und
die
über
die
Jahrhunderte
hinweg,
zum
Beispiel
in
der
mittelalterlichen
Alchimie,
weitergepflegt
wurde
und bis in unser Zeit hineinreicht.
Die
Anordnung
der
Symbole
orientiert
sich
an
einer
alten
schematischen
Darstellung
der
vier
Elemente
des
irdischen
Kosmos
in
Form
von
gleichseitigen
Dreiecken
um
ein
Quadrat
herum.
Dabei
deuten
die
Dreieckspitzen
der
Elemente
FEUER
und
LUFT
nach
oben,
die
der
Elemente
ERDE
und
WASSER
hingegen
nach
unten.
Die
Größe
der
Dreiecke
ergibt
sich
aus
der
Seitenlänge
des
Quadrates,
das
in
unserem
Fall
durch
den
Sockel
des
Taufsteins
gebildet
wird.
Je
zwei
Dreiecke
fügen
sich
also
zu
einem
Quadrat
zusammen;
sie
somit
in
der
Symbolik
verborgen
vorhandenen
drei
Quadrate
weisen
auf
die
Dreidimensionalität
des
Daseins
im
Kosmos
der
Erde
hin.
Die
in
den
Kirchenboden
eingelassenen
Dreiecke
symbolisieren
die
vier
Grund-
und
Urstoffe
der
Natur,
aus
denen
nach
Vorstellungen
in
der
grieschischen
Antike,
vor
allem
der
Vorsokratiker
und
Pythagoräer,
alles
Irdische
zusammengesetzt
war.
Es
wurde
versucht,
die
Elemente
FEUER,
WASSER,
LUFT
und
ERDE
durch
die
Auswahl
der
Farben
in
den
Steinen
kenntlich
zu
machen.
Dabei
wurden
bewußt
nur
Natursteinmaterialien
verwendet.
Nach
Meinung
der
Alten
entstand
die
Körperwelt
des
Kosmos
durch
die
Zusammenführung
dieser
Urbaustoffe
in
unterschiedlichen
Anteilen;
Sterben
und
Vergehen
geschahen
durch
ihre
Trennung.
Der
Vorsokratiker
Empedokles,
der
als
erster
alle
vier
Elemente
als
Baustoffe
des
Irdischen
erwähnt,
dachte
sich
diese
Grundstoffe
noch
unveränderlich.
Die
Dinge
und
Körper
schienen
ihm
zusammengesetzt
wie
nach
einem
Baukastensystem.
Damit
blieben
jedoch
viele
Phänomene,
wie
die
Bewegung,
der
Austausch
von
Energie
und
vor
allem
das
Leben
selbst,
schwer erklärbar.
Der
Philosoph
Aristoteles
(384-
322
v.
Chr.)
löste
das
Problem,
indem
er
eine
Theorie
aufstellte,
nach
der
unsere
vier
Elemente
ineinander
umwandelbar
seien
und
so
vielfältige
Formen
und
Materialzustände
zuließen
und
vor
allem
die
für
die
innere
und
äußere
Bewegung
der
Dinge
notwendige
Energie
zur
Verfügung
stellte.
Die
Lehre
des
Aristoteles
wurde
mit
leichten
Veränderungen
von
vielen
nachfolgenden
Denkern
übernommen
und
kam
im
Mittelalter
zu
einer
zweiten
großen
Blüte,
die
sich
unter
anderem
in
der
alchimistischen
Transmutationslehre ausdrückt.
Entscheidend
blieb,
daß
FEUER,
WASSER,
LUFT
und
ERDE
die
letzten
Bausteine
des
irdischen
Kosmos
waren.
Für
den
Himmel
dachte
man
sich
einen
fünften,
dem
Menschen
nicht
zugänglichen
Baustoff,
der
wesensmäßig
von
den
irdischen
Stoffen
verschieden
sei.
So
symbolisieren
die
vier
Dreiecke
in
ihrer
Zuordnung
die
Urstoffe
für
allen,
was
in
der
irdischen
Welt entsteht, existiert und vergeht.
Das Dreieck
Die
Form
des
Dreiecks
knüpft
an
an
Gedanken
der
Pythagoräer:
Das
All
und
alle
Dinge
sind
durch
drei
begrenzt:
Anfang,
Mitte
und
Ende.
Jedes
Ding,
jeder
Körper
in
der
irdischen
Welt,
so
unterschiedlich
sie
sonst
voneinander
sein
mögen,
ist
durch
diese
Eigenheit
begrenzt
und
bestimmt.
Die
Schüler
des
Pythagoras
fanden
heraus,
daß
dies
nicht
nur
für
ihre
räumliche
Anordnung
galt,
sondern
auch
für
die
vierte
Dimension
der
Zeit.
Alles
was
aus
den
vier
Grundelementen
zusammengesetzt
ist,
unterliegt
den
Gesetzen
von
Vergangenheit,
Gegenwart
und Zukunft.
So
wurde
das
Dreieck
zum
Lebenssymbol
des
Kosmos,
d.
h.
zum
Bedeutungsträger
allen
Lebens,
das
sich
unter
dem
Himmel
befindet.
Dazu
rägt
bei,
daß
das
Dreieck
als
das
Elementarste
aller
Vielecke
in
der
Geometrie
gilt.
Zudem
wird
es
als
gerichtet
wahrgenommen;
es
hat
eine
Spitze;
Zeichen
für
Dynamik
und
Spannung.
Erkennbar
ist
das
noch
heute
daran,
daß
viele
warnende
Verkehrszeichen
diese
symbolische
Form
nutzen.
Das
Dreieck
hat
Pfeilcharakter
und
wurd
so
zum
Sinnbild
für
die
Energie,
die
das
irdische
Leben
ermöglicht.
Eine
alte
Tradition
versuchte
die
Entstehung
des
Lebens
aus
männlichen
und
weiblichen
Elementen
in
der
Dreiecksymbolik
wiederzufinden
und
dacht
sich
die
nach
unten
gerichteten
Dreiecke
(hier
also
ERDE
und
WASSER)
als
weiblich,
die
nach
oben
gerichteten
als
männlich
(LUFT,
FEUER).
Diese
Einteilung
findet
sich
in
vielen
Kulturen
wieder,
z.
B.
im
indischen
Hinduismus und Buddhismus.
Wir
kennen
die
Rede
von
der
„Mutter
Erde”
und
wissen
darum,
daß
-
auch
nach
den
Erkenntnissen
der
modernen
Wissenschaft
-
das
Leben
auf
unserer
Erde
seinen
Ursprung
im
Wasser
hatte.
FEUER
und
LUFT
symbolisieren
dann
die
Energie
und
den
Geist,
die
dazu
kommen
müssen,
um
den
Prozeß
des
Entstehens
und
Wachsens
in
Gang
zu
bringen.
Die
zeitgenössische
Symboltheorie
dasgt:
„Das
Dreieck
zeigt
uns
jeweils
in
ein
dynamisches
Spannungsfeld
zwischen
drei
Seiten
gestellt,
die
uns
zerreißen,
die
uns
aber
auch
zugute
kommen
können,
wenn
wir
sie
auszubalancieren
vermögen.”
(I.
Riedel,
Formen,
Stuttgart
1992,
5.
Auflage,
Kreuzverlag, S. 67)
Auch
hier
wird
Bezug
genommen
auf
die
Energie,
die
in
den
vier
Elementen
steckt.
Es
ist
eine
Energie,
die
alles
Irdische,
also
auch
wir
Menschen,
nicht
entkommen
können.
Wir
sind
eben
dazwischen
gestellt.
Diese
Energie
kann
uns
zerreißen,
kann
irdisches
Dasein
bedrohen
und
vernichten.
Wir
erfahen
das
schmerzlich,
wenn
wir
erleben,
daß
die
Erde
bebt,
daß
ein
Feuer
außer
Kontrolle
gerät
und
ganze
Landstriche
vernichtet,
bei
Überschwemmungen
und
Flutkatastrophen,
sowie
bei
Luftbewegungen,
die
sich
zu
zerrstörerischen
Wirbelstürmen
aufbauen
können.
Wir
Menschen
sind
dann
den
Urgewalten
der
Natur
schutz-
und
hilflos
ausgeliefert.
Andererseits
ist
es
uns
nicht
zuletzt
mit
Hilfe
der
Technik
gelungen,
die
Elemente
wenigstens teilweise zu beherrschen und sie zum Guten zu nutzen.
Vieles
was
unser
irdisches
Leben
heute
möglich
macht
und
bereichert
ist
daraus
entstanden,
daß
Menschen
die
Prozesse
des
Werdens
und
Vergehens,
das
Entstehens
und
Sterbens
begriffen
haben und es verstanden, sie selbst in Gang zu setzen.
Das Quadrat
Damit
kommen
wir
zu
dem
Symbol,
das
sich
ergibt,
wenn
wir
je
zwei
Dreiecke
zusammenfügen:
dem
Quadrat.
Der
Philosoph
Martin
Heidegger
(1889
-
1976)
schreibt
über
diese
Form:
„Die
Sterblichen
sind
im
Geviert,
in
dem
sie
wohnen.”
Diese
Aussage
bezieht
sich
darauf,
daß
das
Rechteck
höchstens
annähernd,
das
Quadrat
niemals
in
der
Natur
vorkommt.
Mit
der
geometrischen
Form
des
Quadrats
verbindet
sich
der
Gedanke
an
einen
umgrenzen
Platz,
einen
Grundriß,
an
ein
abgestecktes
Feld.
Hierzu
ist
die
Tätigkeit
des
Menschen
notwendig.
Er
ist
es,
der
absteckt
und
vermißt.
Er
setzt
Grenzen
in
Form
von
Linien,
Zäunen
und
Mauern.
Viele
Häuser
und
Gebäude
haben
ursprünglich
einen
quadratischen,
mindestens
aber rechteckigen Grundriß.
Im
Gegensatz
zur
reinen
Natur
weist
das
Quadrat
darauf
hin,
daß
der
Mensch
in
der
Lage
ist,
Natur
zu
verändern,
sie
zu
gestalten
und
zu
pflegen,
sie
aufzuteilen
und
in
unterschiedliche
Räume
und
Bereiche
zu
gliedern.
Die
Gestalt
unserer
Welt
ergibt
sich
aus
dem
Zusammenwirken des menschlichen Geistes und der natürlichen Materie.
Natur
und
Kultur
sind
es,
die
gleichermaßen
das
Aussehen
unserer
Erde
prägen,
seit
der
Mensch
auf
ihr
lebt.
Das
Quadrat
ist
eine
Figur
mit
klaren
Linien
und
Grenzen.
Darum
symbolisiert
es
Endlichkeit.
Zugleich
bedeutet
es
einen
bergenden
Raum,
der
Ruhe
bietet
und
Schutz.
Freilich
kann
der
eingegrenzte
Raum
für
den
Menschen
auch
zur
Enge
werden,
zum
Gefängnis.
Es
gibt
Streit
um
Grenzen,
Zäune
und
Mauern.
Die
Linien
des
Quadrates
sind
Zeichen
dafür,
daß
jemand
einen
Eigentumsanspruch
erhebt
und
zugleich
Grenzlinien,
an
denen
um
solche
Ansprüche
gestritten
wird.
Der
endliche
Raum,
den
das
Quadrat
andeutet,
er
ist
auch
dann
noch
vorhanden,
wenn
wir
über
das
einzelne
Menschliche
und
Irdische
hinausschauen.
Endlichkeit
gilt
für
die
ganze
kosmische
Welt.
Darum
symbolisiert
das
Quadrat
auch
die
vier
Himmelsrichtungen,
die
zwar
auseinander
weisen,
von
denen
der
Mensch
in
der
Antike
und
im
Mittelalter
jedoch
dachte,
daß
an
deren
Ende
die
Grenzen
der
Welt
erreicht
seien.
Das
Quadrat
bezeichnet
in
jedem
Fall
die
Erde,
insofern
sie
von
Menschen
verändert
und
gestaltet
worden ist.
Potenziert
zum
Würfel
ist
das
Quadrat
ein
alter
Symbol
für
das
Schicksal.
Das
Schicksal,
das
der
Mensch
einerseits
mitkonstruiert,
dem
er
andererseits
aber
hilflos
ausgeliefert
ist,
und
das
seiner
Geschichte
und
seinem
Geschick
Grenzen
setzt.
Gegenwärtiges
Leben
ist
eine
weitere
Bedeutung,
die
das
Symbol
eines
Quadrats
haben
kann.
Solange
der
Mensch
hier
und
jetzt
auf
der
Erde
lebt,
hat
er
die
Möglichkeit,
sein
Leben
zu
gestalten,
Welt
zu
verändern.
Bevor
er
gleichsam
in
diesen
quadratischen
gestalteten
und
zu
gestaltenden
Raum
eintritt,
fehlt
ihm
jede
Möglichkeit.
Verläßt
er
das
Geviert
des
Irdischen
wieder,
dann
ist
er
vollendet.
Er hat es nicht mehr nötig, selber zu bauen, zu planen, zu gestalten und zu verändern.
Sichtbar
ist
diese
Symbolik
auch
in
der
christlichen
Kunst,
wo
wir
Gestalten
mit
viereckigen
statt
runden
Heiligenscheinen
finden.
Wer
einen
viereckigen
Heiligenschein
trug,
der
war
zur
Zeit
der
Erstellung
des
Kunstwerkes
noch
unter
den
Lebenden.
Der
kreisförmige
Heiligenschein
hingegen
deutet
die
Vollendung
an.
Wenn,
wie
Heidegger
mein,
die
Sterblichen
im
Geviert
wohnen,
ist
da
auch
ein
Hinweis
darauf,
daß
das
Quadrat
andeutet:
Hier
ist
der
Mensch
zu
Hause,
hier
hat
er
seine
Heimat,
hier
findet
er
Schutz
vor
dem
Chaos
der
Welt
und
des
Kosmos.
Wenn
überhaupt,
dann
kann
er
hier
ein
Stück
von
dem
Wirklichkeit
werden
lassen,
was
er
erhofft,
was
er
wünscht
und
plant.
So
ist
in
der
Alchimie
der
Stein
der
Weisen
quadratisch
bzw.
würfelförmig
und
weist
darauf
hin,
daß
der
Mensch
die
Möglichkeit
hat,
mit
den
Mitteln
der
Weisheit,
die
ihm
geschenkt
ist,
zu
sich
selbst
zu
finden
und
sich
selbst
zu
verwirklichen.
Zugleich
empfindet
der
Mensch
das
Dasein
auf
der
Erde
als
begrenzt,
als
eingeengt.
Er
leidet
unter
der
Endlichkeit
und
Vergänglichkeit
seines
Lebens.
Die
Grenzen,
die
im
Symbol
das
Quadrat
setzt,
möchte
er
gerne
sprengen;
er
möchte
über
sie
hinaus
schauen,
sich
über
sie
hinaus
bewegen
können.
Er
ahnt,
daß
das,
was
sich
im
Geviert
des
Irdischen
und
Sterblichen
abspielt,
nicht
alles
sein
kann,
was
die
Überschrift
„Leben”
trägt.
Die
Frage
nach
dem
letzten
Sinn
des
Lebens,
nach
einer
möglichen
Vollendung
der
Welt
und
des
Menschen,
reicht
über
die
Grenzen
des
Quadrats,
über
die
Grenzen
der
vergänglichen
Erde,
über
die
Grenzen
des
Kosmos
hinaus.
Die Kelchform des Taufsteins
Wenn
wir
Taufe
feiern,
dann
spielen
wir
uns
ein
in
diese
uralte
Sehnsucht
des
Menschen.
Wir
bringen
zum
Ausdruck,
daß
wir
für
uns
selber
und
für
den
neugetauften
Menschen
glauben,
daß
es
eine
Möglichkeit
gibt,
die
Grenzen
des
Irdischen,
die
Grenzen
der
Vergänglichkeit
zu
sprengen;
freilich
nicht
aus
eigener
Kraft
und
menschlichem
Vermögen,
sondern
mit
einer
Hilfe,
die
von
oben,
vom
Himmel,
von
Gott
kommt.
Der
Taufstein
bringt
diese
Hoffnung,
diese
Sehnsucht
zum
Ausdruck
mit
der
geschwungenen
Linie
der
Kelchform,
die
sich
nach
oben
hin
öffnet.
So
entfaltet
sich
vom
Quadrat
her
die
Linie
des
Taufsteins
nach
oben
zum
Kreis
hin
in
Form
eines
Kelches;
in
der
Form
empfangender
Hände,
die
nach
oben
offen
sind.
Die
Kelchform
ist
Zeichen
der
Hoffnung
sowie
der
Bitte
des
Menschen.
Die
Offenheit
symbolisiert
Erwartung,
Bereitschaft
etwas
zu
empfangen.
Menschliches
und
irdisches
Leben
streckte
sich
aus
über
die
engen
Grenzen
der
Vergägnlichkeit
hinweg
hinzu
einem
vollendeten
Leben,
das
die
Sterblichkeit
überwindet.
Die
Offenheit
des
sich
Ausstreckens,
die
Bereitschaft
und
die
Bitte
des
Menschen
sind
wesentlich.
Doch
das
Geschenk
des
vollendeten
und
ewigen
Lebens
muss
ein
anderer
machen.
Der
Mennsch
kann
es
nicht
herstellen
und
sich
nicht
verdienen.
Das
göttliche
Leben,
das
jedem
Getauften
zugesagt
ist,
ist
ganz
und
gar
Geschenk
oder
theologisch
gesagt:
Gnade.
Die
geschwungene
Linie
der
Kelchform
ist
Ausdruck
dessen,
was
der
Mensch
als
seine
Antwort auf den Anruf Gottes hin zu tun in der Lage ist: die offene Bewegung des Glaubens.
Der Kreis
Die
Kelchform
des
Taufsteins
mündet
schließlich
in
der
Schale,
im
Kreis.
zu
dieser
geometrischen
Form
schreibt
der
Würzburger
Philosoph
Heinrich
Rombach:
„Der
Kreis
bedeutet
Fülle,
Reichtum,
Gabe,
auch
Freude,
Achtung,
Wert.
Was
uns
wichtig
ist,
kreisen
wir
ein;
was
uns
lieb
ist,
umringen
wir.
Ring
und
Reif
sind
Symbole
des
Lebens
und
der
Einheit.”
Ein
anderer
Philosoph,
Karl
Jaspers,
findet
im
Kreis
alles
Umgreifende
und
Umfassende symbolisiert.
Der
Kreis
ist
Zeichen
für
die
vom
Menschen
ersehnte
Ganzheit,
denn
er
läßt
sich
ohne
abzusetzten
in
einem
Zug
durchziehen.
Zugleich
kann
der
Kreis
verstanden
werden
als
eine
Art
ausgedehnter
Punkt.
Damit
wird
er
zum
Symbol
des
in
sich
Gleichen,
dessen,
was
sich
nicht
verändern
muss.
Für
die
Menschen
der
Antike
war
das,
was
sich
der
Macht
der
Veränderung
und
des
sich
Bewegenmüssens
entziehen
konnte,
das
Vollkommene.
In
diesem
Sinne
ist
der
Kreis
vollkommen.
Er
hat
keinen
Anfang
und
kein
Ende,
sondern
läßt
sich
verstehen
als
eine
unendlich
kreisende
Linie.
Damit
wurde
er
schon
früh
zum
Symbol
der
Ewigkeit und der Unendlichkeit, auch der Zeit als ganzer und umfassender.
Im
Gegensatz
zum
Quadrat,
das
Hinweis
auf
das
Irdische,
das
Menschliche,
das
Sterbliche
gibt,
bedeutet
der
Kreis
den
entgrenzten
Kosmos,
den
Himmel.
Im
Gegensatz
zur
Materie
ist
der
Kreis
Zeichen
für
das
Geistige.
Der
Kreis
allein
ermöglicht
den
Sprung
vom
Hier
und
Jetzt
in
die
Ewigkeit.
Insofern
für
die
menschliche
Anschauung
die
Sonne
Kreisform
hat
und
umgekehrt
der
Kreis
die
Sonne
symbolisiert,
ist
er
zugleich
Symbol
des
Lebens,
besser
der
Lebensenergie
und
des
Lebensursprungs,
von
dem
alles
ausgeht
und
in
den
alles
wieder
zurückkehrt.
Reiz
und
Last
der
vergänglichen
Welt
ist
ihre
Vielfalt,
ihre
Zerstreutheit.
Sie
konkuriert
mit
der
Sehnsucht
nach
Einheit
und
Bündelung.
Dieser
Gedanke
findet
sich
ebenfalls
wieder
im
Kreissymbol.
Er
bedeutet
nicht
Einheit
schlechthin,
sondern
Einheit
in
der
Vielfalt.
Diesen
Gedanken
verwirklichte
der
mittelalterliche
Mensch
in
den
Fensterrosen
zahlreicher
Kathedralen,
die
wir
etwa
in
Frankreich,
aber
auch
in
Deutschland
und
Italien
finden können.
Wenn
unser
Taufstein
in
die
Kreisform
mündet,
dann
bringt
er
damit
zum
Ausdruck,
daß
wir
in
dem,
was
uns
in
der
Taufe
geschenkt
ist,
die
Erfüllung
unserer
menschlichen
Sehnsüchte
nach
Sinn
und
Leben,
nach
Vollkommenheit
und
Ewigkeit
erwarten.
Das
neu
zu
taufende
Kind
wird
in
den
Kreis
hineingehalten;
dort
wird
es
mit
dem
Wasser,
dem
Symbol
des
Lebens,
übergossen.
Dat
bedeutet,
hier
geht
es
nicht
nur
um
den
Schutz
für
das
irdische
und
menschliche
Leben,
hier
geht
es
um
das
Geschenk
eines
Lebens,
das
sich
vollenden
darf,
das
einmal
vollkommen
sein
darf,
weil
Gott
in
seiner
Liebe
ergänzen
wird,
was
zur
Vollendung
noch fehlt.
So
sagen
wir
mit
der
Taufe
ganau
das,
was
Heinrich
Rombach
vom
Kreis
sagte:
„In
der
Taufe
lassen
wir
uns
von
Gott
zusagen:
Du
Mensch
wirst
die
Fülle
und
den
Reichtum
des
Lebens
empfangen,
es
als
eine
Gabe
mit
unendlichen
Möglichkeiten
entdecken
können.”
Die
Kreisform
des
Taufbeckens,
in
das
das
Kind
gehalten
oder
eingetaucht
wird,
weist
hin
auf
die
endgültige
Würde
des
Menschen,
auf
seinen
wirklichen
Wert,
ein
Kind
Gottes,
ein
göttliches
Ebenbild
sein
zu
dürfen.
Wenn
die
Eltern
ihr
Kind
zur
Taufe
tragen,
dann
geschieht,
was
der
Philosoph
oben
aussprach:
„Was
uns
wichtig
ist,
das
kreisen
wir
ein;
was
uns lieb ist, umringen wir.”
Das,
was
wir
Menschen
mit
dem
Täufling
tun,
das
geschieht
in
vollendeter
Weise
von
oben,
vom
Himmel,
von
Gott
her.
Er
tut,
was
wir
tun,
allerdings
ganz
vollendet
und
vollkommen.
Er
kreist
ein,
was
ihm
wichtig
ist:
sein
Geschöpf,
den
Menschen.
Er
umringt,
was
ihm
lieb
ist: jedes einzelne Menschenkind, das zugleich sein göttliches Kind sein darf.
Der Deckel des Taufsteins
Das
Symbol
des
vollkommenen
und
vollendeten
Lebens
finden
wir
noch
einmal
im
Deckel
wieder,
den
unser
Taufstein
normalerweise
trägt.
Der
Taufstein
selbst
mit
seiner
offenen
Schalenform,
er
drückt
die
Sehnsucht,
den
Wunsch,
das
Verlangen
des
Menschen
nach
einem
Leben
in
Fülle
aus.
Die
Kugel
als
Abschluss
ist
die
endgültige
Form
des
Ganzen,
des
Vollständigen
und
Vollendeten.
Indem
sie
oben
auf
dem
Deckel
des
Taufsteins
sitzt,
drückt
sie
unseren
christlichen
Glauben
aus,
der
sagt,
daß
das,
was
wir
erhoffen,
sich
tatsächlich
erfüllen
wird
und
schon
erfüllt
hat,
daß
Gott
uns
die
Fülle
des
Lebens
in
Jesus
Christus
immer
wieder neu schenkt, bis wir einmal bei ihm und mit ihm leben dürfen.
Daß
das
Zeichen
der
absoluten
Vollkommenheit,
die
Kugel,
noch
einmal
ein
Kreuz
trägt,
das
sagt
freilich
auch,
daß
die
Vollendung
des
Lebens
ihren
Preis
hat.
Zum
einen
den
Preis,
den
Jesus
Christus
ein
für
allemal
für
uns
Menschen
mit
seinem
Tod
am
Kreuz
gezahlt
hat.
Zum
anderen,
daß
das
Leben,
will
es
in
seiner
Fülle
und
Gänze
erworben
sein,
auch
für
uns
Menschen in all seinen Höhen und Tiefen durchlebt und durchlitten werden will.
Der
Weg
in
das
endgültige
Leben
führt
nicht
vorbei
am
Kreuz,
sondern
mitten
hindurch.
Die
Fülle
des
Lebens
ist
für
den
sterblichen
Menschen
nur
zu
erlangen,
wenn
er
ihr
Gegenteil
annimmt,
den
Tod.
Auch
hier
geht
es
freilich
nicht
um
menschliche
Leistung,
sondern
um
das
Geschenk
der
Gnade
Gottes,
die
den
Menschen
durch
den
Tog
hindurch
ins
Leben
führt.
Dies
drückt
eines
unserer
Osterlieder
in
besonders
eingängiger
Weise
aus,
wenn
es
dort
heißt:
„Wir
sind
getauft
auf
Christi
Tod
und
auferweckt
mit
ihm
zu
Gott.
Uns
ist
geschenkt
sein
Heiliger
Geist, ein Leben, das kein Tod entreißt.” (Friedrich Dörr, 1972)
So
gehört
für
uns
Christen
das
Kreuz
mitten
hinein
in
den
Kreis;
das
Kreuz
als
Zeichen
des
Weges,
den
Gott
in
Jesus
Christus
in
die
Welt
der
Sterblichen
gefunden
hat;
des
Weges,
den
wir
Menschen
gehen
müssen,
um
zum
Ursprung
unseres
Lebens,
der
göttlichen
Liebe,
zurückzukehren.
Die
Notwendigkeit
einer
Verbindung
von
Kreis
und
Kreuz,
wie
wir
sie
in
der
Abbildung
des
gekreuzigten
Weltenrichters,
einer
Bronzeplatte
auf
einem
Buchdeckel,
Irland,
8.
Jahrhundert
(siehe weiter unten), wiederfinden, beschreibt Heinrich Rombach in der folgenden Meditation:
Kreuz und Kreis
Kreuz und Kreis sind die ältesten
und elementarsten Zeichen.
Beide im Gegensatz,
das eine hart, gerade und widersprüchlich.
Das andere rund, weich und schwingend.
Das alte irische Steinkreuz verbindet beides
in wechselseitiger Durchdringung:
Der Kreis bekreuzt sich mit Kreisen -
das Kreuz umfaßt eine Kreisbewegung.
Was sagen diese Zeichen?
Kreis bedeutet Fülle, Reichtum, Gabe,
auch Freude, Achtung, Wert.
Was uns wichtig ist, kreisen wir ein;
was uns lieb ist,
umringen wir.
Ring und Reif sind Symbole des Lebens
und der Einheit. Auch der Sonne.
Kreuz besagt Differenz, meint Gegensatz, Widerspruch,
auch Streichung.
Es dient zur Markierung, zur Zeichnung,
zur Brandmarkung.
Es sagt Ereignis, Tat, Bruch, Schmerz und Tod.
Kreis und Kreuz werden vereint,
können nur so gelesen werden: Durchbruch zur Fülle,
Ereignis und Einheit durch einmalige Tat,
kurz Überwindung ...”
(H. Rombach, Leben des Geistes. Ein Buch der Bilder zur Fundamentalgeschichte der Menschheit, Freiburg 1977, S. 140)